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Wenn die Methode zur Identität wird

Warum Kritik an EM oft als Angriff empfunden wird - ein Blogbeitrag über Identifikation, Abwehrmechanismen und die Grenzen des Ehrlichen Mitteilens (EM)

In vielen therapeutischen und spirituellen Kontexten ist zu beobachten, dass Werkzeuge, die eigentlich der Heilung dienen sollen, zur neuen Identität werden. Das ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines tiefen menschlichen Musters: die Suche nach Halt und Orientierung in einer oft verunsichernden Welt. Doch sobald eine Methode, sei sie noch so hilfreich, zur absoluten Wahrheit erklärt wird, gerät sie in Gefahr, selbst zur Traumaüberlebensstrategie zu werden. Statt offenem Fühlen entsteht ein geschlossener Raum – aus Kontrolle, Abwehr und subtiler Ausgrenzung.


Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür liefert die Szene rund um das “Ehrliche Mitteilen” (EM) nach Gopal Norbert Klein (Interview), eine Methode, die im Kern für mehr Verbindung sorgen will. Und doch zeigt sich dort mitunter manchmal genau das Gegenteil.


Disclaimer: dieser Artikel soll kein bashing oder Abwertung des EM sein, da ich absolut hinter der Methode und dem Konzept stehe. Aber er deckt wunde Punkte auf, die es bei jedem System gibt, das darauf basiert, dass es von fühlenden Menschen abgebildet wird.


Von der Methode zur Maske: der psychologische Hintergrund


Wenn Menschen sich mit einer Methode identifizieren, hat das fast immer mit unbewussten psychodynamischen Prozessen zu tun. Die Ich-Struktur ist durch frühe Bindungsstörungen oft instabil. Um dieses labile Selbst zu stabilisieren, wird Halt im Außen gesucht. In einer Methode, in einer Gruppe, in einem Begründer oder System. Solche äußeren Strukturen geben Orientierung, Sicherheit, Zugehörigkeit. Kurz: ein gefühltes Zuhause.


Doch das hat seinen Preis. Denn sobald dieses System hinterfragt wird, kommt es zur narzisstischen Kränkung. Dann greift ein Mechanismus, den man in der Psychologie als “projektive Identifikation” kennt: die Kritik wird externalisiert, auf den Kritiker projiziert, und dieser wird entwertet. Es ist nicht mehr möglich, den Inhalt der Kritik zu prüfen – denn sie wird als Bedrohung des eigenen Ichs erlebt.


Typische Abwehrmechanismen in solchen Situationen sind:


  • Intellektualisierung: die emotionale Reaktion wird rational erklärt oder diskutiert, ohne sie wirklich zu fühlen.

  • Abwertung: der kritische Mensch wird als “nicht wahrhaftig” oder “unprofessionell” etikettiert.

  • Idealisierung und Spaltung: die Methode wird als allumfassend heilend dargestellt, alles andere als minderwertig.

  • Identifikation mit dem Aggressor: die Machtstruktur des Systems wird übernommen, um sich selbst als "auf der richtigen Seite” stehend zu identifizieren.


Das Beispiel EM: wenn Sprache das Fühlen ersetzt


Ehrliches Mitteilen wurde als Methode entwickelt, um Menschen wieder ins Fühlen zu bringen, in Kontakt mit sich selbst und anderen. Für echte und wahrhaftige Verbindung. Doch was passiert, wenn das Konzept selbst zur Ersatzreligion wird?


In Online-Räumen rund um EM ist immer wieder zu beobachten, dass Menschen, die die Methode kritisch reflektieren, auf Widerstand stoßen. Eine Teilnehmerin einer Diskussion auf Facebook schrieb kürzlich als Reaktion auf einen kritischen Beitrag etwa:


“Sobald dieser Punkt erreicht wurde, gibt’s nichts mehr zum Hinterfragen. Da braucht es nicht ein Dutzend anderer Methoden.”

Diese Haltung zeigt: was als offener Erfahrungsweg begann, endet im Dogma. Jede Kritik wird zur Bedrohung. Die Methode darf nicht mehr in Frage gestellt werden, weil sie mit dem Selbst verschmolzen ist.


Ein anderer Beitrag bringt das eigentliche Dilemma auf den Punkt:


“Das unehrliche Mitteilen im Gewand der Zugehörigkeit. Menschen, die sprechen, aber nicht fühlen. Die mitteilen, aber nicht teilen.”

Ich selbst habe das schon oft erlebt: Menschen benennen ihre Gefühle in einem geradezu rasanten Tempo, so dass die Frage offen bleibt, wieviel davon auch wirklich gefühlt wird. Stefan Hiene benannte kürzlich in einem seiner Aufwachquickies treffend, dass Gefühle, die als solche verbal benannt werden können, in diesem Moment bereits Gedanken sind.


Was also zunächst nach Verbindung klingt, kann in der Tiefe wieder eine neue Form der Selbstverleugnung sein.


Das eigentliche Ziel: wieder fühlen lernen


Die Herausforderung besteht darin, Methoden nicht mit dem Selbst zu verwechseln. Es braucht eine innere Reife, die eigene Abhängigkeit zu erkennen und zu benennen. Die Bereitschaft, sich in Frage zu stellen. Denn Heilung geschieht nicht durch Konzepte, sondern durch präsentes, ehrliches, lebendiges Fühlen – jenseits der Form.


Genau dafür braucht es Räume, in denen die Methode dem Fühlen dient, nicht umgekehrt. Räume, in denen Bewertungen, Dogmen und Projektionen erkannt und gehalten werden können, statt dass sie den Raum dominieren.


Einladung in die Praxis: Fühlgruppe statt Dogma


Wer diesen Raum erleben möchte, ist herzlich eingeladen zur kostenfreien offenen Fühlgruppe jeden Montagabend derzeit um 20 Uhr MESZ. Dort wechseln sich zwei kraftvolle Formate ab: ehrliches Mitteilen (EM) und aktives, bewertungsfreies Zuhören. Ziel ist nicht, an einer Methode festzuhalten, sondern im Kontakt mit sich selbst zu sein. Mit allem, was da ist.


Ohne Maske, ohne Rolle. Dafür mit echter Menschlichkeit.


Falls du noch nie EM gemacht hast, findest du hier einen gratis Onlinekurs zur Vorbereitung dazu. Die EM-Regeln stehen in diesem PDF zusammengefasst. Ganz wichtig ist auch dieser kritische Beitrag zum Thema Regelstrenge, der gut zum Inhalt dieses Artikels passt.


Die Teilnahme ist gratis, du kannst dich dort einfach per ZOOM einwählen.


Danke, dass du dich wirklich kritisch dem brisanten Thema "Wenn die Methode zur Identität wird" stellst. Welche Gedanken hast du dazu? Teile sie gerne wertschätzend im u.g. Kommentar, bleibe dabei aber bitte bei dir und kommuniziere gewaltfrei in Ich-Form.

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