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Auffällige Kinder

Aktualisiert: 5. Dez.

Wenn Kinder „auffällig“ werden – und Erwachsene sich davor drücken, hinzuschauen


Warum systemische Arbeit mit Kindern schnell zur Verantwortungsverschiebung wird – und wie wir gesünder damit umgehen können


In den letzten Jahren erlebe ich immer häufiger, dass Kinder in Aufstellungsformate, therapeutische Settings oder systemische Prozesse gebracht werden, sobald sie „auffälliges Verhalten“ zeigen. Viele Eltern hoffen, dass damit „irgendetwas gelöst“ wird, das Kind sich beruhigt, besser funktioniert oder besser versteht, was in ihm los ist.


Doch die zentrale Frage wird selten gestellt:


Warum zeigen Kinder überhaupt Symptome – und wessen Themen drücken sie eigentlich aus?


Denn was wir in der Trauma- und Bindungsarbeit immer wieder sehen:

Kinder verursachen keine systemischen Konflikte.

Sie reagieren auf sie.


Kinder spiegeln das, was im System nicht gesehen wird

Ein Kind, das wütend wird, sich zurückzieht, Grenzen sprengt, dauernd am Handy hängt, sich nicht konzentrieren kann oder soziale Probleme zeigt, macht nicht „ein Problem“.


Es zeigt ein Problem.


Und zwar meist eines, das außerhalb seiner eigenen Verantwortlichkeit liegt:


  • Spannungen zwischen den Eltern

  • unklare Grenzen

  • emotionale Unerreichbarkeit

  • Überforderung

  • unausgesprochene Konflikte

  • unverarbeitete Traumata im Familiensystem


Kinder sind Resonanzkörper.

Sie tragen das, was Erwachsene nicht tragen wollen.


Therapeutische Arbeit mit Kindern ist nicht automatisch heilsam

Es gibt wunderbare kindgerechte Interventionen: Spieltherapie, Ressourcenarbeit, Stabilisierung, körperorientierte Regulation.


Doch wenn Kinder in systemische Rollen, Aufstellungen oder tiefe Prozesse geführt werden, besteht ein reales Risiko:

Sie werden in Themen hineingezogen, die nicht ihre sind – und die sie gar nicht lösen können. Es ist schlicht nicht ihre Verantwortung und setzt die Parentifizierung fort.


Manchmal passiert es sogar gut gemeint: Therapeutinnen und Helfer, die selbst traumatische Hintergründe haben, fühlen sich intuitiv näher am Kind als an den Eltern. Das ist menschlich nachvollziehbar – aber fachlich heikel.


Denn ausgerechnet diese therapeutische Überidentifikation kann dazu führen, dass Kinder erneut zu Trägern fremder Lasten werden. In einem Setting, das eigentlich heilen soll.


Das Kind „therapieren“, um den Eltern Entlastung zu bieten? Das ist eine gefährliche Verschiebung.

Wenn Eltern sagen:


  • „Unser Kind hat ein Problem.“

  • „Unser Kind braucht Therapie.“

  • „Unser Kind sollte mal eine Aufstellung machen.“


… dann lohnt es sich, kurz innezuhalten.


Nicht, um Eltern zu verurteilen – sondern um die Dynamik sichtbar zu machen:


Wird das Kind hier als Stellvertreter benutzt, damit Erwachsene ihre eigenen Themen nicht anschauen müssen?


Denn in der Praxis zeigt sich immer wieder:


  • Wenn Eltern ihre eigenen Bindungsmuster aufarbeiten, verändern sich kindliche Symptome fast wie von selbst.

  • Wenn Eltern lernen zu regulieren, braucht das Kind weniger „Notlösungen“ wie Medien- oder Drogenkonsum, Ritzen oder Rückzug.

  • Wenn die Beziehungsebene stabilisiert wird, beruhigt sich das Nervensystem des Kindes automatisch.


Kinder funktionieren nicht besser, weil man ihnen etwas beibringt.

Sie regulieren sich besser, wenn Erwachsene anders mit ihnen sind.


Eltern zuerst – nicht aus Prinzip, sondern aus systemischer Realität

Die gesündeste Reihenfolge lautet:


  1. Eltern übernehmen die Verantwortung für ihre eigenen unverarbeiteten Themen.

    Dazu gehören eigene Traumareaktionen, Überforderung, Beziehungskonflikte und Überlebensstrategien.

  2. Eltern lernen, ihr Kind co-regulieren zu können.

    Denn kein Kind kann sich dauerhaft selbst regulieren, wenn das System instabil ist.

  3. Kinder bekommen Unterstützung – aber nie stellvertretend für die Eltern.


Kinder dürfen begleitet werden.

Aber sie dürfen nicht den Preis für erwachsene Verdrängung bezahlen.


Was bedeutet das für Therapeutinnen und Helfende?

Es bedeutet nicht, dass therapeutisch mit Kindern zu arbeiten falsch wäre.

Es bedeutet auch nicht, dass Helferinnen Täterinnen wären oder bewusst schaden.


Es heißt lediglich:


Wir müssen aufmerksam bleiben.

Gerade dort, wo Kinder zu Projektionsflächen für ungelöste Erwachsenenthemen werden.


Und wir brauchen die Fähigkeit, Eltern liebevoll, aber klar in die Verantwortung zurückzuführen. Nicht als Schuldzuweisung, sondern als Einladung zur Selbstwirksamkeit:


  • „Dein Kind zeigt, wo es im System ruckelt.“

  • „Du kannst viel verändern, ohne dass dein Kind der Hauptpatient wird.“

  • „Nicht primär dein Kind braucht Therapie – sondern du, in regulierter und präsenter Form.“


Ein Kind heilt nicht das System.

Aber ein geheiltes System heilt das Kind.


Das ist der Kern.


Und der zeigt sich in jeder Selbstbegegnung, in der es um Kinder und deren Rolle in toxischen Systemen geht.


Kinder müssen dann nicht länger als Schutzschild dienen.

Sie sind keine Opfer für das Nicht-Fühlen-Wollen der eigenen Eltern mehr.

Nicht im familiären Alltag.

Und auch nicht in therapeutischen Räumen.


Sie werden dann nicht mehr "als die Problemträger" pathologisiert, damit die Erwachsenen sich nicht mit ihren eigenen Traumata beschäftigen müssen.


Denn die Verantwortung liegt dort, wo die Macht liegt:

Bei den Erwachsenen, die das Bindungssystem gestalten.


Wenn wir das anerkennen – ohne Schuldzuweisung, aber mit gesunder Klarheit – schaffen wir Räume, in denen Kinder endlich frei sein dürfen:


frei von Stellvertreterrollen, frei von Pathologisierung, frei von der Last der Erwachsenen.


Und genau dort beginnt echte Heilung.

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