Ich und meine Beziehungen
- Manuel Schönthaler
- 23. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juli
Der Weg aus alten Bindungsmustern in gesunde Beziehungen mit der Selbstbegegnungsmethode

An einem der letzten Sonntagabende fand wieder die wöchentliche Selbstbegegnung online via Zoom statt – diesmal zum Anliegen „Ich und meine Beziehungen“. Die anwesenden Teilnehmer arbeiteten in einem geschützten Resonanzraum miteinander. Einer von ihnen brachte sein eigenes Anliegen ein: die belastenden Dynamiken in seinen eigenen Beziehungen – insbesondere zu Mutter, Vater, Ex-Partnerin und zur eigenen Tochter.
Diese Selbstbegegnungsarbeit war mehr als nur ein Einzelfall. Sie war exemplarisch für ein Muster, das viele Menschen – bewusst oder unbewusst – aus ihrer Kindheit mit sich tragen: die innerliche Fixierung auf emotional nicht verfügbare Eltern und die daraus resultierende Wiederholung von dysfunktionalen Beziehungsdynamiken im Erwachsenenleben.
Bindungstrauma als unsichtbares Erbe
Die Arbeit offenbarte, wie sich frühe Bindungsverletzungen tief im Nervensystem und in der emotionalen Erfahrungswelt einnisten. Der Klient stand zwischen zwei Polen: einer kontrollierenden, fordernden Mutter und einem emotional abwesenden Vater. Diese Konstellation ist leider kein Einzelfall. Sie steht stellvertretend für viele Menschen, die als Kinder nicht in ihrer emotionalen Wirklichkeit gesehen, gehalten oder gespiegelt wurden – und stattdessen viel zu früh Verantwortung übernehmen mussten, sich anpassen oder auf Anerkennung warten mussten, die aber nie kam.
Diese Art von Bindungstrauma hat langfristige Folgen:
Beziehungen werden zur Bühne, auf der man immer noch versucht, von „Mama“ oder „Papa“ endlich gesehen, verstanden oder geliebt zu werden.
Die eigenen Gefühle werden entweder unterdrückt oder an andere delegiert.
Wut – ein gesunder Schutzmechanismus – wird als gefährlich erlebt, statt als notwendige Kraft zur Selbstabgrenzung.
Die Wiederholung alter Muster
In der konkreten Aufstellung spiegelten zwei Teilnehmer – stellvertretend für das eigene Ich und die Beziehungen – die innere Zerrissenheit des Klienten: Sehnsucht nach Nähe und Autonomie, Wunsch nach Anerkennung und Angst vor Ablehnung. Besonders deutlich wurde dies in der Beziehung zur Mutter, die früher fürsorglich war, heute jedoch als vorwurfsvoll erlebt wird. Eine typische Dynamik: die kindliche Hoffnung, durch Verständnis, Liebe oder Anpassung die Mutter zu verändern, bleibt bestehen – und überträgt sich auf spätere Partnerschaften, die dann zur Reinszenierung der Mutterbeziehung werden.
Auch die Beziehung zum Vater war von der verzweifelten Suche nach Anerkennung geprägt. Die emotionale Abwesenheit des Vaters führte zu einer inneren Leere und dem Versuch, selbst als Vater „alles besser zu machen“. Das Ergebnis: Überforderung, Selbstzweifel und die Tendenz, in eine kompensatorische Retterrolle zu schlüpfen – für die eigene Tochter, für die Ex-Partnerin, für sich selbst.
Wut als Wegweiser zur Selbstverbindung
Ein zentraler Wendepunkt dieser Arbeit war die Begegnung mit der eigenen Wut. Einer der Teilnehmer nahm – in einer Resonanzrolle – diese Energie verkörpernd ein und machte spürbar: Wut ist nicht gefährlich. Sie ist ein Schutz, ein Motor, eine klare Grenze. Sie sagt: „BIS HIERHER – und nicht weiter.“
Der Klient konnte erkennen, wie sehr er seine Wut bislang unterdrückt hatte – aus Angst, jemandem weh zu tun oder abgelehnt zu werden. Doch genau darin lag der Schlüssel: erst wenn wir unsere Gefühle wieder uns selbst zuordnen und sie in gesunder Weise ausdrücken, können wir in Beziehung wirklich präsent sein.
Was im Erwachsenenalter wirklich zählt
Die Selbstbegegnung machte deutlich, worum es jenseits von Kindheitsprägung und inneren Dramen wirklich geht:
Gesunde Abgrenzung – nicht als Rückzug, sondern als Akt der Selbstachtung
Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen – statt sie auf andere zu projizieren
Präsenz in der Elternrolle – ohne alte Verletzungen auf die eigenen Kinder zu übertragen
Kompensatorische Retterrollen loslassen – niemand Anderes muss erlöst werden
In die eigene (männliche oder weibliche) Energie gehen – und diese bewusst leben
Klarheit in Beziehungen schaffen – durch echte Kommunikation statt Kopfgeschichten
Sich vom inneren Kind abwenden, um es neu zu umarmen – nicht als Opfer, sondern als Gestalter des eigenen Lebens
Einladung zur Selbstbegegnung
Diese Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie kraftvoll die Methode der Selbstbegegnung mit dem eigenen Ich sein kann. Sie ist kein schnelles Heilversprechen – aber ein verlässlicher Weg, um alte emotionale Muster zu erkennen, aufzulösen und im Hier und Jetzt wirklich lebendige Beziehungen zu führen.
Die regelmäßigen Donnerstagabend-Selbstbegegnungen via Zoom bieten hierfür einen geschützten Raum, geführt, klar strukturiert und gleichzeitig offen für individuelle Prozesse. Die erste Teilnahme in einer Resonanzrolle ist stets kostenlos – ideal, um in Kontakt mit der Methode und sich selbst zu kommen.
👉 Donnerstagabend | Online via Zoom | Erste Teilnahme als Resonanzrolle kostenlos
Für mehr Infos oder zur Anmeldung: Webseite, E-Mail-Kontakt oder Beratungsgespräch
Fazit
Die Sehnsucht, von Mama und Papa endlich gesehen zu werden, lebt in vielen inneren Kindern weiter – aber sie ist nicht mehr der Weg. Der Weg führt heute über das Erkennen, Fühlen, Abgrenzen und das bewusste Gestalten eigener Beziehungen. Die Selbstbegegnung hilft dabei, sich aus der Verstrickung zu lösen – und zurückzukehren zu dem Ort, an dem Heilung beginnt: bei sich selbst.
Comments